Nachdem am 22.Dezember 2017 das neue Schulleitbild am MPG eingeleitet wurde, tangierte dieses die meisten Schüler nur peripher. Eine Sache jedoch schockierte die Schülerschaft: Es hatte sich ein Rechtschreibfehler in das „in einem langen Prozess“ entstandene Leitbild geschlichen. Aus Selbstreflexion wurde „Selbstreflektion“. Auf den ersten Blick erscheint so ein Rechtschreibfehler in einem von mehreren hochqualifizierten Deutschlehrern überprüften Text schrecklich skandalös, bei näherem Betrachten jedoch lässt sich feststellen, dass die Schreibweise „Reflektion“ mit „kt“ gar nicht so unberechtigt ist.
Ich selbst, als neunmalkluger, nicht über den Fehlerindex kommender Naturnadelbaumbeobachter, war auch überraschend überrascht, als ich feststellen musste, dass „Reflektion“ keine offizielle Alternative zu dem Wort „Reflexion“ zu sein scheint und somit „Selbstreflektion“ kein abgesegnetes, deutsches Wort ist.
Doch wieso sollte es?
Es wäre doch nur logisch und konsequent, wenn zu dem Verb „selektieren” das Substantiv „Selektion” gehört, dem Verb „reflektieren” das Substantiv „Reflektion” zuzuordnen. Zudem gibt es sowohl im Englischem das Wort „reflection”, als auch im Lateinischen das Wort „reflectere”. Auch in meinem Umfeld musste ich feststellen, dass viele Menschen das Wort Reflexion „ʀeflɛkˈʦi̯oːn”, also mit einem „kts” aussprechen, was ja eher für „Reflektion” stehen würde. Neben der fehlerhaften Aussprache, tritt die fehlerhafte Schreibweise, was am besten in unserem Schulleitbild zu beobachten ist, auch nicht selten auf.
(Es gibt sogar einen Wikiwörterbucheintrag über diese abgelehnte Alternativschreibweise)
Nach dieser Erkenntnis schrieb ich in blanker Bestürzung dem Rat für deutsche Rechtschreibung, der die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum bewahren soll, an und fragte nach, wieso „Reflektion“ keine Alternative zu „Reflexion“ sei. „In der Tat haben wir es hier mit einem Wort zu tun, das sehr häufig falsch geschrieben wird“, so Dr. Sabine Krome, eine Sprecherin des Rechtschreib-Rats. Das „x“ in Reflexion sei historisch zu begründen: Es komme von dem lateinischen Wort „reflexio“ (das Zurückbeugen). Trotzdem sei es nicht ausgeschlossen, dass sich „eines Tages auch die Substantivschreibung im Deutschen ändert“.
Wer bestimmt so etwas?
Auf meine Nachfrage, wie sich dieses deutschsprachige Defizit denn verändern lasse, schilderte Frau Krome, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung zwar die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung sei, jedoch nicht über etwaige Rechtschreibreformen entscheide. Dies tue in Deutschland die Kultusministerkonferenz, ein Zusammenschluss politischer Organe, der die Bildungs- und Kultuspolitik der Länder koordinieren soll. Die Beschlüsse des Rats würden der Kultusministerkonferenz dann als Empfehlungen vorgelegt werden und diese entschieden anschließend über eine Umsetzung, eine Modifikation oder eine Zerschredderung im Reißwolf.
Was nun?
Kann es wirklich sein, dass in einem freien Land, wie der Bundesrepublik Deutschland, unschuldige Schulleitbilder mit schandhaften Schreibfehlern geschändet werden, obwohl diese unethisch und unberechtigt sind? Die wahrhaftig widersinnige Wahrheit ist leider, dass es momentan so ist. Das heißt aber nicht, dass es so bleiben muss. Nutzen Sie Ihr Stimmrecht und unterstützen Sie die „Reflektolution-Petition“, um zusammen mit uns die Welt zu verbessern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich etwas ändert, denn wie schon Dr. Bopp sagte: „Das meiste, was heute als korrekt gilt, hat seine Laufbahn einmal als häufig gemachter Fehler angefangen.“
Link zur Petition:
https://secure.avaaz.org/de/petition/An_den_Rat_der_deutschen_Rechtschreibung_Viva_la_Reflektolution_Reflektion_als_Alternative_zur_Reflexion/?launch
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