Wenn du das Wort „Architekt“ hörst, an was denkst du? Ganz genau. Jemand, der am Computer sitzt und Häuser zeichnet. Eine simple Vorstellung – ein simpler Beruf. Genau das war auch meine Vorstellung, bevor ich mein zweiwöchiges Betriebspraktikum beim Architektenbüro von Törne in Darmstadt gemacht habe.
Durch den Einblick in den Alltag eines Architekten, habe ich einen völlig neuen Eindruck von dem Beruf gewonnen. Baustellen besichtigen, überprüfen, sich mit Bauamt und Bauherrn auseinandersetzten, Ausschreibungen tätigen und noch vieles, vieles mehr. Der Beruf hat eine große Spannweite und ist sehr abwechslungsreich. Ganz anders als ich dachte.
Mein Arbeitstag war ebenfalls von verschiedensten Aufgaben geprägt und kreativ gestaltet. Die rund 20 Mitarbeiter, darunter zwei Studenten, haben mir viel erklärt und sich Zeit genommen, mir die verschiedenen Tätigkeitsbereiche eines Architekten näher zu bringen:
In einem Büro gibt es prinzipiell die Planer, Bauleiter, Projektleiter und natürlich einen Chef. Die klassischen Architekten, also die Planer, entwerfen die Baupläne am Computer mit speziellen Zeichenprogrammen, den sogenannten CAD-Programmen. Projektleiter habe oft überhaupt nichts mit Zeichnen am Hut, denn sie müssen die Projekte genauestens studieren und leiten. Außerdem übernehmen sie die Angebotsprüfung und die Ausschreibung. Am wenigsten aber kannte ich mich mit den Aufgaben eines Bauleiters aus: Dieser besucht die Baustellen und überprüft, ob die Handwerker ihre Arbeit richtig ausführen. Dabei muss sich der Bauleiter sehr gut mit Baustoffen und Handwerklichen Tätigkeiten auskennen.
In diesem Tätigkeitsbereich durfte ich viele Erfahrungen sammeln, als ich mit Frank, einem Bauleiter, den Frankfurter Flughafen besucht habe. Dort befindet sich die Baustelle des Gebäudes 201. Dabei handelt es sich um ein großes Büro- Verwaltungsgebäude, welches umgebaut werden soll. Dieses Projekt ist momentan das größte des Architektenbüros. Mit einer Bauzeit von fünf Jahren, bearbeitet von zehn Architekten, erlangt es Baukosten von ganzen 70 Millionen Euro. Mit dem Geld alleine hätte das Büro natürlich ausgedient, jedoch bekommen Architekten nur einen bestimmten Anteil an den Baukosten. Dieser Anteil ist genau festgelegt in der HOA, eine Reglung für den Verdienst eines Architekten nach der Größe eines Bauprojekts. Das Architektenbüro hat generell viele Projekte am Fraport, da sie damals eine veröffentlichte Ausschreibung gewonnen haben. Das ist quasi ein Wettbewerb an dem Architekten teilnehmen, damit sie sich um das Projekt kümmern dürfen.
Nachdem wir dort ankamen, mussten wir erstmal mit dem Auto quer durch den Flugplatz zwischen den riesigen Flugzeugen zu der Baustelle fahren. Eine übergroße Sicherheitsjacke, mit Schutzhelm und Stahlkappenschuhen hatte ich schon an, um Verletzungen zu vermeiden. Auf der Baustelle wurde gerade eine Bewässerungsprobe durchgeführt, welche der Architekt überprüfen muss.
Es war alles sehr spannend und neu auch so eine Seite des Berufes kennenzulernen. Aber neben dieser Aufgabe eines Architekten, durfte ich auch den Planern über die Schulter schauen und mich selbst mal an dem Zeichnen am Computer probieren. Einfach war es anfangs nicht, denn die Zeichenprogramme sind kompliziert aufgebaut, aber letztendlich habe ich sogar meinen eigenen Bauplan entworfen. Diesen durfte ich dann mit dem Plotter ausdrucken. Das Zeichnen am Computer hat am meisten Spaß gemacht, da man seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Außerdem wurde mir noch viel über verschiedensten Programmen wie PowerPoint, Excel und Micro Station erklärt, was man auch später noch gut gebrauchen kann. Im Großen und Ganzen konnte ich sehr viel aus meinem Praktikum mitnehmen, hatte viel Spaß und würde jedem ein Praktikum beim Architekt weiterempfehlen.
Lea-Sophie von Törne
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