Irgendwo im Nirgendwo, da lag ein kleines Dorf. Es war ein langer beschwerlicher Weg bis dort, den nur wenige je bezwangen. Hoch musste man auf den Binselberg und dort vorbei an den Windrädern, aber selbst da hatte man noch die Hälfte des Weges vor sich. Dann ging es über ewig geschwungene, nie enden wollende Straßen durch den tiefen, dunklen Wald, indem schon mancher unbedachte Wanderer vom Weg abkam und nie wieder gesehen ward. Hat man den düsteren Wald durchdrungen, nachdem man tagelang kein Sonnenlicht zu Gesicht bekam, dann liegt vor einem ein kleines sonnendurchstrahltes Tal (naja, häufig regnet es auch, aber das klingt einfach nicht so gut). In diesem Tal liegt ein fast vergessenes kleines Dörfchen…
Das kleine Dörfchen war wirklich sehr, sehr klein. Es lag zwischen den Königreich Bayern und dem Königreich Hessen. Es war so in Vergessenheit geraten, dass sich keiner der Könige dem kleinen Dorf annehmen wollte. Verloren stand das Dörfchen zwischen den Reichen. Eines wunderschönen Tages (es war so langweilig wie eh und je) spielten die Könige von Hessen und Bayern zum Zeitvertreib Schere-Stein-Papier.
“Lasset uns eine Partie Schere-Stein-Papier spielen.”, sprach König Heinrich von Hessen zu Burghard aus Bayern. “Sehr wohl, mein Freund”, erwiderte dieser, “für ein gutes Spiel bin ich immer zu haben. Doch soll es nicht um nichts sein.” Und so entschieden sie an diesem schicksalträchtigen Tag um Dorndiel zu spielen. Dies ist die absolut wahre Geschichte, wie das vergessene Dörfchen quasi durch Zufall in den Besitz von Hessen geriet.
Seit dem sind viele hundert Jahre vergangen. Tage kamen und gingen. Die Sonne ging auf und unter und zog über uns hinweg. Der Mond ging auf und unter und zog über uns hinweg. Und immer so weiter; ihr wisst, wie die Geschichte weiter geht.
Es gab auch einmal eine Burg in Dorndiel, aber das ist schon lange, lange her. Im Laufe der Jahre verfiel diese immer mehr, bis sie schlussendlich vollends verschwand.
Aber nicht nur die Burg verschwand. Bürger, die es vor Langeweile und Armut nicht mehr in diesem Örtchen aushielten, begaben sich auf die lange Reise nach Amerika, denn hey, the American nightmare is immer noch better als das triste Leben in Dorndiel. Wie lang diese lange und beschwerliche Reise in das gelobte Land war? Nun, ich kann euch sagen, dass sie nur unbedeutend länger war, als der nie enden wollende Weg von Umstadt nach Dorndiel.
In einem düsteren Stollen sollen emsige Zwerge nach Eisen – und vielleicht sogar Gold (wer weiß das so genau) – gegraben haben.
Heutzutage wird das Dörfchen nur noch versehentlich von verwirrten Wanderern aufgesucht, die von einem der vielen umliegenden Wanderwege abgekommen sind. Es ist ungewiss, ob diese armen Seelen je wieder auf den rechten Weg fanden, denn ohne Handyempfang waren sie nahezu verloren.
Nun, das war mein Bericht. Ob das denn auch alles wahr ist, fragt ihr euch? Ich kann euch versichern, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Nur knapp bin ich meterhohen hünenhaften Hunden und kampfeslustigen Raubkatzen entkommen, aber ich bin hier und konnte euch nun alles berichten.
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