46 Schülerinnen und Schüler besuchen große Kunstmesse in Kassel | Verwirrung über viele Kunstwerke
Die documenta ist weltweit eine der wichtigsten Messen für zeitgenössische Kunst – von Groß-Umstadt erreicht man sie mit dem Bus in nur knapp drei Stunden, da sie seit 1955 im nordhessischen Kassel veranstaltet wird. Begleitet von den Kunstlehrerinnen Frau Minor, Frau Meja und dem Kunstlehrer Herr Kottmann, entdeckten die 46 Schüler aus Kunstkursen der Q1 und Q3 Ausstellungen zu vielfältigen Themen: Oft aufgegriffen wurden Flucht und Heimat.
Die Neue-Neue-Galerie beeindruckte mit dunklen Ausstellungsräumen und teilweise verwirrenden Inszenierungen: Eine brünette Frau, bekleidet mit einer verfärbten Jeans und einem mit Flicken besetztem Hemd, lag ganz still und beinahe unbeweglich auf dem staubigen Boden. Sehr langsam, mit fließenden Bewegungen veränderte sie ihre Position. Die Besucherinnen und Besucher fotografierten die abwesend wirkende Frau aus nächster Nähe – als wäre sie zu einem Objekt geworden. (oben und links)
Die documenta-Halle setzte im Gegensatz zu der Neuen-Neuen-Galerie helle, offene Ausstellungsräume ein, sogenannte White Cubes. Viele Schüler beschrieben die documenta-Halle als enttäuschend, da sie ohne vorhandenes Hintergrundwissen kein Verständnis und keine Identifikation zu den einzelnen Kunstwerken (beispielsweise links) aufbauen konnten. Trotzdem wurde auch das Talent und die Hartnäckigkeit vereinzelter Künstler bewundert, die zum Beispiel drei Jahre an einem Werk gestickt hatten.
Für das Errichten des Bücher-Pantheons hatten zahlreiche Menschen Bücher abgegeben, die einst verboten gewesen waren. Jetzt, da die documenta fast vorbei ist und erst in fünf Jahren wiederkommt, werden die Bücher an Lesehungrige verschenkt.
In der Grimmwelt, die eigentlich die Gebrüder Grimm und deren Märchen behandelt, wurden außerdem auch in einem abgedunkelten Raum fast ausgestorbene bzw. stark gefährdete Sprachen sehr authentisch in einem Film aufbereitet: Nichts bis auf die weiße Schrift und die grüne Linie der Lautstärke war sichtbar, während Menschen auf ihrer Sprache wenige Sätze sagten, um die Sprachmelodie bekannt zu machen.
Laut den Schülerinnen und Schülern des MPGs wurden die Ausstellungen immer dann interessant, wenn mehrere Altersgruppen angesprochen wurden, die Kunst einen zum Nachdenken anregte, einen einnahm und Emotionen hervorrief. Herr Kottmann legt besonders viel Wert darauf, dass die “Kunstwerke für sich selbst sprechen.”
Allerdings kritisierten die Schülerinnen und Schüler, dass nicht genügend Zeit zur Verfügung gestellt worden sei. Außerdem war “manches für mich einfach keine Kunst” beklagt eine Schülerin der Q1. Der fehlende rote Faden kann zwar mit der vorhandenen Vielfältigkeit begründet werden, doch die zunehmende Verwirrung war auffallend.
Was hätten die Oberstufenschüler also lieber auf der documenta gesehen? “Die Q3-Raumschaffungsprojekte hätten gut dazu gepasst”, findet Lotte aus Frau Minors Q3 Kunstkurs. Auch die Apfelprojekte (links) wurden in die Diskussion aufgenommen. “Karikaturen zur aktuellen Politik” hätten für einen Schüler der Q1 gefehlt. Zuletzt wurde sich ein wenig mehr Fröhlichkeit gewünscht, da vieles “dunkel und deprimierend” schien.
Trotzdem habe sich der Tag für viele gelohnt, denn neue Eindrücke wurden gewonnen, Kassel kennengelernt und ein ganzer Schultag fiel aus. Frau Minor erzählt, sie habe “unglaublich inspirierende Arbeiten entdeckt, aber auch wahre Scheußlichkeiten.”
Es folgen einige Fotos:
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