Am 9. Juni 2016 fand in der Commerzbankarena Frankfurt ein Weltrekordversuch statt. Unter dem Titel “Wir füllen das Stadion 2016” versuchte man hierbei den Weltrekord für “das größte Orchester der Welt” aufzustellen. Dabei waren Holzbläser, Blechbläser, Streicher und Schlagzeuger aus ganz Deutschland und dem Ausland; teilweise nahmen sie einen langen Anreiseweg auf sich um an diesem unvergesslichen Ereignis mit vielen Gänsehautmomenten teilzunehmen. Musiker waren einzeln oder gemeinsam mit ihrem Orchester dabei.
Ich war zusammen mit dem Orchester des Muzigzugs der freiwilligen Feuerwehr Klein-Umstadt und dessen Jugendorchester dort. Außer mir nahmen noch sechs weitere Schüler unserer Schule teil (auf dem Bild von links nach rechts, Jahrgänge beziehen sich auf das Schuljahr 15/16): Tabea Höß (6a) an der Klarinette, Manuel Mühlhahn (7e) an der Posaune, Michelle Kabfleisch (Q2 Vol) an der Klarinette, ich, Laura Andiel (Q2 Vol) an der Flöte, Joshua Weßner (7e) am Altsaxophon, Erik Mauß (9d) am Altsaxophon und Alea Fengel (8e) an der Flöte.
Um neun Uhr trafen wir uns am alten Rathaus in Klein-Umstadt und fuhren dann auf mehrere Autos verteilt nach Frankfurt. An der Arena angekommen fand dann um elf Uhr eine Generalprobe mit fast allen Musikern statt. Dort übten wir mit unserem Dirigenten Wolfgang Kerschek, einem sympatischen Typen mit wallender schwarzen Lockenmähne und getöhnter John-Lennon-Brille, die Stücke, die wir am Abend beim Weltrekordversuch spielen würden. Damit wir ihn auch alle sehen konnten, war er auf einer riesigen Leinwand, der größten Leinwand Europas, zu sehen, die sonst für Public Viewing während der EM genutzt wird. Wir spielten alle Stücke durch und übten auch nochmal die schwierigsten Stellen. Der Dirigent erklärte uns dann, worauf wir bei den einzelnen Stücken achten müssten. Es war gar nicht so einfach mit einem Dirigenten auf einer riesigen Leinwand zu spielen, da durch die Technik eine leichte Verzögerung zwischen Bild und tatsächlichem Schlag des Dirigenten entstand und es in der großen Arena ziemlich hallte. Trotzdem verliefen die Proben gut.
Nach der Probe hieß es Warten bis um 18 Uhr – denn dann würde der Weltrekordversuch stattfinden. Die Zeit verbrachten wir auf dem Gelände rund um das Stadion und in der Innenstadt Frankfurts. Es war ein sehr warmer Tag und so bot die Wiese vor der Commerzbankarena einen schönen Ort um sich zu sonnen und zu entspannen.
Um 18 Uhr ging es dann endlich richtig los. Alle Musiker versammelten sich im Stadion. Moderiert wurde dieses musikalische Großereignis von Tobi Kämmerer, dem Hr3-Moderator. Gemeinsam mit dem Publikum, das mit Rasseln, Triangeln und Trommeln die Musiker tatkräftig unterstütze, wurden die vorher geprobten Stücke noch einmal gespielt. Den Anfang machte Beethovens 9. Sinfonie, besser bekannt als “Ode an die Freude”. Dann reisten wir mit der “Sinfonie aus der neuen Welt” von Antonín Dvořák nach Amerika. Rasant ging es weiter mit “Starlight express”. Zuletzt wurde es dann noch einmal rockig mit einem Lied dessen Titel wohl jeder Musiker als seine Lebenseinstellung unterschreiben würde, “music was my first love”. Nachdem die Stücke erfolgreich und ohne schwerwiegende Fehler durchgelaufen waren, waren alle froh und erleichtert. Durch das ganze Stadion ertönten Polkas, die viele der älteren Musiker aus Freude anstimmten. Musiker standen auf Stühlen und tanzten. Mehrere Kameras, deren Bilder auf die Leinwand übertragen wurden, fingen die Stimmung ein. Obwohl noch nicht bekannt war, ob wir denn den Weltrkord tatsächlich geschafft hatten, war allen zum Feiern zu Mute.
Danach gab es noch eine Abschlussfeier für alle Musiker, die teilgenommen haben. Um 20 Uhr begann diese dann mit dem Auftritt der Jägermeisterblaßkapelle. Die Jägermeisterblaßkapelle ging richtig ab, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Musiker spielten mit komplettem Körpereinsatz und auch die Tänzerinnen und der unglaubliche Breakdancer gaben alles. Dargeboten wurden Klassiker und aktuelle Stücke. Da merkte man, dass Blaßmusik manchmal auch richtig cool sein kann. Danach trat die neue Frankfurter Philharmonie mit dem Sänger Daniel Wirtz auf. Gemeinsam spielten sie fetzige, rockige, poppige Stücke auf höchstem Niveau. Daniel Wirtz lieferte dazu poetische, tiefgründige Texte. Dannach sang Franco Leon, ein deutscher Sänger, der schon seit mehreren Jahren mit der neuen Philharmonie Frankfurt zusammenarbeitet, mit dem Orchester die Klassiker “Who wants to live forever? ” und “The show must go on”.
Kurz vor halb zehn nachdem das Stadion während dem “final countdown” bebte, wurde nun endlich das mit Spannung erwartete Ergebnis bekannt gegeben. Hatten wir es geschafft oder nicht? Waren wir das größte Orchester der Welt? In Australien waren es 7224 Musiker gewesen. Diese Zahl galt es zu überbieten. Der Weltrekordrichter gab dann bekannt, dass wir mehr und zwar insgesamt 7548 Musiker waren. Wir hatten also den Weltrekord geschafft. Die Erleichterung und Freunde ergriff jeden Musiker und Zuschauer im ganzen Stadion. Nun konnten wir stolzerfüllt sagen: “Wir waren dabei!”
Nach einer Pause spielte die neue Frankfurter Philharmonie Filmmusiken aus “Starwars” . Dannach sang Angelo Kelly, das jüngstes Mitglied der Kellyfamily, der selbst auch nicht mehr so jung ist, mit Begleitung der neuen Frankfurter Philharmonie. Er hat längst seine eigene “kleine” family gegründet; er ist nämlich selbst Vater von fünf Kindern. Bei seinem Auftritt durfte natürlich der
Kellyfamilyklassiker “an angel” nicht fehlen. Im ganzen Stadion wurden Handys und Feuerzeuge geschwenkt und so entstand eine ganz besondere Stimmung. Nun spielte die neue Frankfurter Philharmonie wieder etwas Klassisches. Anschließend begeisterte Johannes Örding mit Liedern wie “Alles brennt” und “Heimat”. Zur Verabschiedung der Musiker erklang noch einmal “Music”. Als Zugabe sangen alle Sänger, die auf der Bühne aufgetreten waren, “Hey Jude”. Dannach machten sich alle Musiker erschöpft, aber sehr mit sich zufrieden, auf den Heimweg.
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