Endlich ist es so weit. Die Oberstufe ist erreicht. Plötzlich dürfen all die Privilegien und Rechte genossen werden, um die man die Älteren immer beneidet hat. Aber leider ist die Oberstufe und der letzte Weg zum Abitur viel mehr als in der Pause im Gebäude zu bleiben und im Oberstufenraum während unzähligen Freistunden mit seinen Freunden zu entspannen. Die Vorstellungen, die einem von den drei letzten angeblich so glorreichen Jahren vermittelt werden, entsprechen meist nicht der Wahrheit. Damit die Enttäuschung ein wenig gedämpft wird und wir alle die letzten Jahre noch erfolgreich überstehen, gibt es nun die Serie “How to Oberstufe“.
Beginnen wir also gleich mit dem Anfang: Der E-Phase.
Mit Vorurteilen aufräumen
In der Oberstufe sind die Kurse dermaßen durchgemischt, dass in jedem Kurs neue Gesichter sitzen und man mit jedem aus seinem Jahrgang mindestens einen gemeinsamen Kurs hat.
Genau das Gleiche habe ich auch gedacht, bis ich meinen Stundenplan mit meinen Freunden verglichen habe, während wir in der typischen langen Schlange vor Herr Frankes Büro standen, um irgendetwas an unserem Stundenplan korrigieren zu lassen. (Dieses Jahr hat dieses Phänomen des Schuljahresanfangs zum ersten Mal den V-Bau verstopft.) Manche haben trotz ähnlicher Wahlen einen komplett anderen Stundenplan und sind deswegen höchstens in den Pausen zu sehen, wohingegen andere Mitschüler einen verfolgen, sodass langsam das Gefühl aufkommt, Herr Franke hätte aus Zeitgründen einen Stundenplan erstellt, diesen für gut befunden und dann nur noch verschiedene Namen eingesetzt. Zwar verändern sich die Stundenpläne in der Q-Phase noch einmal komplett, da feste Kurse, die man mit seinem Tutorium verbringt, bis auf den jeweiligen LK nicht mehr existieren. Das sorgt aber trotzdem nicht für ein komplettes Durchmischen. Um ehrlich zu sein, ist es in der Oberstufe einfach, den Überblick über seinen Jahrgang zu verlieren. Hat der auch Fachabitur gemacht oder habe ich ihn einfach wegen fehlender Überschneidungen im Stundenplan seit Wochen nicht mehr gesehen? Ist die einfach nur krank oder ist sie gar nicht mit uns in die E-Phase übergetreten? Da hilft nur das Rätseln, bis man auf jemanden trifft, der tatsächlich eine Ahnung davon hat.
Die E-Phase ist geprägt von unzähligen Freistunden.
Ja, in der Oberstufe gibt es in der Regel keine Vertretung mehr und stattdessen soll “EVA” auf euch aufpassen, wie schon so mancher Lehrer scherzhaft verlauten lässt. Selbstverständlich gibt es auch Vertretungen, die dann aber immer einen bestimmten Grund haben und sehr, sehr, sehr selten vorkommen. Stattdessen wird sich darauf verlassen, dass wir schon so erwachsen und selbstständig sind, dass wir alleine vorarbeiten oder sonstigen schulischen Arbeiten nachgehen. Seien wir aber wirklich ehrlich: Arbeitsaufträge erledigen ist noch das Eheste, zu dem man sich als Oberstufenschüler durchringen kann. Vorarbeiten ist in den meisten Fällen utopisch. Außerdem finden diese Freistunden nur sporadisch statt. Natürlich kommt es immer auf die Anfälligkeit der jeweiligen Lehrer an, aber das Klischee vom gemütlichen Kaffeetrinken im One mit seinen Freunden ist doch ein bisschen romantisiert. Und spätestens bei der Umsetzung dieses Plans wird jedem die ungewöhnlich hohe Lehrerpopulation im One auffallen.
Die E-Phase und die Q-Phase sind eigentlich gleich.
In meiner E-Phasenzeit wurde mir immer mitgeteilt, ich sei ja noch nicht in der “richtigen Oberstufe”. Ich habe es nicht verstanden und wollte es auch gar nicht verstehen, weil man sich doch mit dem Übertritt in die E-Phase so erwachsen und reif fühlt. Faktisch ist die Oberstufe erreicht. Die Klausuren gleichen den Klausuren der Q-Phase und sind in dieser Hinsicht eine wirklich gute Vorbereitung. Aber den leichten Anflug von Stress, der einen während der Klausurenphase umgibt, ist nur ein wirklich sehr winziger Vorgeschmack auf den Stress, der in der Q-Phase über einen hereinbricht. Der Unterschied zwischen einer Klausur pro Nebenfach oder zwei Klausuren in jedem Kurs mit zusätzlichen Präsentationen ist unglaublich. Aber dazu gibt es mehr in einem der anderen Teile der Serie.
Ihr müsst euch von Anfang an um die zwei Pflichtpräsentationen kümmern.
Schon am Anfang der E-Phase, meist noch gleich in der ersten Stunde bei seinem Tutor, wird von den beiden Pflichtpräsentation, die für die Zulassung in die Q-Phase benötigt werden, erzählt und die meisten Schüler beginnen sich zu ängstigen und sich sofort um eine Präsentation in einem Fach zu bemühen. Der Schrecken dieser Aufgabe ist aber sehr leicht zu verkleinern. Die erste der Präsentationen ist ein festgelegter Klausurersatz in PoWi über das Pflichtpraktikum und somit gilt es nur noch eine Präsentation zu erledigen. Doch auch diese ist alles andere als ein Grund, in Panik zu verfallen, denn dem Großteil der Lehrer fällt am Ende der E-Phase auf, dass es ja diese zu erfüllenden Vorschriften gibt, weshalb sie munter Vorträge verteilen. Statt den zwei Präsentationen hatte ich bei der Zeugnisübergabe der E-Phase schlussendlich fünf Vorträge in allen möglichen Fächern gehalten. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass ihr euch, wenn euch nur noch zwei Monate von den Sommerferien trennen und ihr bis dahin nur euren Klausurenersatz in PoWi abgelegt habt, entspannt zurücklehnen und auf die Initiative der Lehrer warten könnt. Aber die Panik, nicht genügend Präsentationen halten zu können, ist unbegründet.
Trotz aller widerlegten Vorstellungen ist die E-Phase eine schöne Zeit und noch ein kleines Durchatmen. Dennoch ist eine allzu große Entspannung auch nicht gerade hilfreich, weil es doch das Jahr vor der entscheidenden Q-Phase ist und man sich schon nach den richtigen LKs und den richtigen Fächern zum Abwählen umsehen muss.
Ein Beitrag von Marika
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