Die Bad Boys (so nennen sich die Spieler der Deutschen Handball-Nationalmannschaft) haben während der Europameisterschaft Millionen von Menschen begeistert und bei Kindern und Jugendlichen den Traum vom Profisportler ausgelöst. Doch wie wird man eigentlich ein Handballprofi?
“Handballprofi wird man nicht von heute auf morgen, es ist vielmehr ein langer, harter Prozess, der sich über Jahre hinweg entwickelt”, so Uwe Gensheimer (Nationalspieler) in einem Interview.
In unserer Region können Kinder bereits im Alter von drei Jahren nach dem Konzept der Heidelberger Ballschule ausgebildet werden. In der Heidelberger Ballschule lernen die Kinder nicht nur eine bestimmte Ballsportart, sondern machen erste Erfahrungen beim Tennis, Fußball und Handball.
Nach dreijähriger Förderung beginnt das eigentliche Handballtraining in den Vereinen. Sechsjährige spielen bei den “Minis” nach besonderen Regeln. Zwei Jahre später wechseln die Kinder in die E-Jugend. In dieser Zeit lernen die E-Jugendlichen die Handballtechnik und werden koordinativ ausgebildet. Nach weiteren zwei Jahren beginnt die D-Jugend.
Schon nach einem D-Jugend-Jahr findet die erste Sichtung auf Bezirksebene statt: In unserer Region (Bezirk Odenwald-Spessart) gibt es ca. 25 Handballvereine, die ihre besten Spieler/innen zu den Sichtungsterminen schicken.
- Jungs: circa 100 Spieler pro Jahrgang
- Mädchen: circa 50 pro Jahrgang
Wer für die Bezirksauswahl spielen möchte, muss gute Ball -und Spielfähigkeiten zeigen und die nötige körperliche Voraussetzung mitbringen. An diesem Tag ist die Anspannung bei den Kindern sehr hoch, da es nur ca. 1/3 der Spieler/innen in die Bezirksauswahl schaffen. Im weiblichen sowie im männlichen Bereich wird ein Kader mit etwa 24 Spieler/-innen gebildet. Zusätzlich zu ihrem Vereinstraining bekommen diese Kinder alle zwei Wochen ein dreistündiges Training.
Mit dem Bezirksauswahlkader spielt man auch auf verschiedenen Turnieren, zum Beispiel fährt die männliche Bezirksauswahl Jahrgang 2004 in den kommenden Osterferien 2017 auf ein internationales Turnier nach Prag.
Nach 12 Monaten Training und Vorbereitung treten 14 Kinder aus der Bezirksauswahl bei der Hessensichtung-Vorrunde an. Diese wird in Form eines Turnieres unter den insgesamt sieben Bezirken aus ganz Hessen durchgeführt. Dort müssen sich die 13-jährigen Talente beweisen und die Sichter von ihren Handballfähigkeiten überzeugen.
An diesem Tag sind die Spieler/innen besonders nervös, da die Chance weiter zu kommen sehr gering ist. Die Besten 60 werden zum wöchentlichen Stützpunkttraining in eine der drei Stützpunkte Hessen Süd/Mitte/Nord eingeladen.
Nur circa 20 Kinder kommen pro Jahrgang in den Hessenkader. Spieler des Hessenkaders werden darüber hinaus zu mehrtägigen Lehrgängen mit Übernachtung eingeladen. Von nun an steigen die Trainingseinheiten enorm und neben Schule und dem Leistungssport Handball bleibt nur wenig Freizeit. Nach knapp einem Jahr findet die Hessensichtung-Zwischenrunde statt. Bezirksauswahlspieler, die es noch nicht in den Hessen-Stützpunkt geschafft haben, haben dort eine weitere Chance nachträglich nominiert zu werden. Dabei kann es sein, dass bisherige Handballer/innen nicht mehr genommen werden.
Im Alter von 15 Jahren wird es richtig ernst, denn es steht die erste Sichtung auf DHB-Ebene an. Die Luft nach oben wird immer dünner, schließlich wird vom Deutschen Handballbund nur eine Jugendnationalmannschaft gebildet. Die Wenigsten schaffen es bis hierher!
Wer es aber doch schafft, der ist meistens schon auf einem Handballinternat oder in einem Handballleistungszentrum gewesen. Sie haben bis zu zehn Trainingseinheiten in der Woche! Nur wer viel Einsatz mitbringt und für wen Handball die größte Leidenschaft ist, kann bis ganz nach oben kommen.
Von Jil Riecke, Klasse 8d, Max-Planck-Gymnasium Groß-Umstadt
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