Seit 1992 unterrichtet Frau Schwabach-Nehring an unserer Schule. Dabei ist sie viel mehr als eine Religionslehrerin – sie ist Seelsorgerin, Pfarrerin, Feministin und so viel mehr. Sie selbst bezeichnet das Leben in einem Interview als ambivalent. Laut Internet also „vieldeutig und vielfältig“… das spiegelt Frau Schwabach-Nehrings Leben auch wider.
Einige Geschichten und Facetten, die den meisten Schülern oft verborgen bleiben, die aber gerade auf diese versteckte Vielfältigkeit schließen lassen, habe ich in einem Interview erfahren und möchte sie nun mit euch teilen. Zum Dank an Frau Schwabach-Nehring, die nach 28 Jahren an unserer Schule nun in den Ruhestand geht, aber vor allen Dingen, weil wir uns vieles von ihrem Lebensweg abschauen können.
Mut – Immer wieder zeigte Frau Schwabach-Nehring Mut in ihrem Leben, innerhalb aber vor allem außerhalb der Schule. Das Adventssingen, dass sie gemeinsam mit der damaligen Schulleitung Frau Dr. Sauer ins Leben gerufen hatte, lässt Frau Schwabach Nehrings Liebe zu Musik erahnen. Diese bezeichnet sie, neben Schokolade, sogar als Schwäche; an Musik hört sie alles querbeet; es zähle lediglich, ob die Musik “emotional an sie rangehe”.
Mit ca. 55 Jahren zeigte Frau Schwabach Nehring Mut und nahm Gesangsunterricht. Dabei musste sie sich einigen miesen Kommentaren aussetzen: Eigentlich sei sie doch viel zu alt, um jetzt noch Gesangsunterricht zu nehmen. Doch wie so oft in ihrem Leben setzte Frau Schwabach-Nehring sich trotz allem Gegenwind durch und machte ihr eigenes Ding. Diesen Mut bewies sie nicht nur hier, sondern vor allem auch an ihrer ersten Arbeitsstelle als evangelische Gemeindepfarrerin, wo sie nach ihrem Theologiestudium einen echten Praxis-Schock erlebte: Als Frau stieß sie auf viel Widerstand und musste in zehn harten Jahren beweisen, dass sie als junge Frau alle Aufgaben des Pfarrberufs meistern konnte. Sie bezeichnet sich als Feministin, hatte mit Dorothee Sölle, einer berühmten theologischen Professorin und Schriftstellerin, zu tun, die laut Frau Schwabach-Nehring bei den Anfängen des Feminismus mitmischte. Auch wir am Max-Planck-Gymnasium konnten noch immer von Frau Schwabach-Nehrings Erfahrungen als Pfarrerin profitieren, so gestaltete sie viele Jahre lang gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Herrn Weilbächer den ökumenischen Schulanfangsgottesdienst.
Einfühlsamkeit – Zehn Jahre arbeitete Frau Schwabach-Nehring als Gemeindepfarrerin in den 80er Jahren in einem sozialen Brennpunkt in Wiesbaden; betreute u.a. ein Arbeitslosenprojekt und stieß z.B. dabei auf einen Jungen aus einer Familie mit 6 Kindern, der immer zu spät oder gar nicht zu jeglichen Vorstellungsgesprächen kam. Sie sprach mit ihm und es stellte sich heraus, dass keiner in der Familie einen Wecker besaß – so wurde ihm einer besorgt ( Handies waren noch nicht erfunden) und er konnte seine Bewerbung erfolgreich abschließen.
Gespräche mit ihr führen- das konnte nicht nur der arbeitslose Junge aus Wiesbaden, sondern auch wir ganz normalen Schüler hier am Max-Planck-Gymnasium – in der Schulseelsorge. Für diese setzte sie sich stark ein, besonders nach einem tragischen Todesfall in der Unterstufe. Ihren Unterricht führte sie immer mit einem Blick aus der Schulseelsorge heraus. Dies bestätigten auch viele Schüler. In Gesprächen wurde sie als geduldig, engagiert, liebevoll und immer mit einem Blick auf die Schülerinteressen bezeichnet. So kam es auch, dass sie 2004 gemeinsam mit Herrn Düll das Mentorenprojekt verwirklichte.
Dort lernen Schüler der 9. Klassen, unter anderem mit Auseinandersetzungen umzugehen, um so Schülern der 5. Klasse bei der gewaltfreien Konfliktlösung zu helfen. Bei der Interaktion mit den jüngeren Schülern würden diese viel über sich selbst lernen. Selbstverwirklichung – Zwischenzeitlich war Frau Schwabach-Nehring „nur“ Mutter. Das reichte ihr nicht – sie fühlte sich „wie abgeschnitten von allen Berufserfahrungen und Kompetenzen , ja fast wie amputiert”. Umso besser passte ihr die Stelle an unserer Schule. Die Zeit hier bezeichnet sie selbst als mit ganz vielen positiven Erfahrungen getränkt, eher selten schwierig. Dabei stärkte sie besonders die Interaktion mit den jungen Leuten, von deren Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit sie fasziniert ist. In ihrem Unterricht verfolgte sie stets das Ziel, den Schülern nicht nur stumpf den Stoff beizubringen, sondern ihnen auch christliche Werte vorzuleben.
Zerbrechlichkeit– In dem Interview gab Frau Schwabach-Nehring zu, dass der Unterricht, gerade mit pubertierenden Kindern, beziehungsweise Jugendlichen, nicht immer leicht war. Einmal haben Schüler sie wohl so fertig gemacht, dass sie heulend aus der Klasse lief. Von Pubertätsklassen wusste Frau Schwabach-Nehring jedoch nicht nur Trauriges, sondern auch viel Lustiges zu erzählen, z.B. eine Geschichte aus einer 7. Klasse, bei der eine Schülerin einen Tanga mit Leopardenprint einmal quer durch den Klassenraum warf. „Heute übrigens wirkt diese Schülerin super seriös und es wäre ihr wahrscheinlich wahnsinnig peinlich, wenn ich sie noch einmal darauf ansprechen würde“, fügte Frau Schwabach-Nehring mit einem Augenzwinkern hinzu.
Zum Abschluss möchte uns diese facettenreiche Frau noch eines auf den Weg geben: Durchleuchtet Wahrheiten und auch euch selbst immer kritisch.
In diesem Sinne, bleibt kritisch. Ich hoffe euch hat mein kleines Portrait über Frau Schwabach-Nehring gefallen.
Julia Sophie Hack,9d
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