Corona – mittlerweile sind wir gezwungen, alle über dieses Thema Bescheid zu wissen und es ist vermutlich auch nicht nötig, dass ich es nochmal erkläre. Und auch wenn noch vieles unerforscht ist oder nur Vermutungen aufgestellt werden können, betrifft es uns doch alle. Die Auswirkungen sind deutlich zu spüren: Die Schule ist geschlossen und wir müssen nun versuchen im Home-Office zu lernen, draußen tragen wir auf einmal Mundschutz, von Freunden und Familie müssen wir uns abgrenzen und um dem Sommerurlaub bangen wir auch. Nebenbei stellt uns die Krise auch noch vor viele seelische Herausforderungen. So fühlen wir uns vielleicht antriebslos und der Weg vom Sofa zum Schreibtisch erscheint uns weiter als je zuvor oder wir haben ganz im Gegenteil Hummeln im Hintern, sind dauernervös und haben das Gefühl still zu stehen.
Egal wie man es auch drehen und wenden mag, niemand möchte so leben, wie wir es gerade tun. Selbst das ist nicht einfach zuzugeben, schließlich könnte es uns viel schlimmer treffen. Während in Italien massenweise Särge abtransportiert werden, sitzen wir zuhause und trauern dem Strand hinterher, den wir vielleicht besucht hätten. Wir befinden uns in einem Dauerkonflikt: Schlechtes Gewissen wegen mangelnder Produktivität plagt uns, gleichzeitig wollen wir was tun und trotzdem nicht vergessen, dass es sich hauptsächtlich um first world problems handelt. In uns entsteht ein ungeheurer Druck, der nicht entladen werden kann und für schlaflose Nächte sorgt. Und als wäre das nicht genug, versuchen wir mehr oder weniger alle so viel wie möglich von zuhause aus zu lernen. Doch was erst wie zweite Ferien klingt, stellt sich als eine ziemliche Tortur heraus und der 16. März scheint ewig her zu sein. Der Kopf völlig überfüllt und doch so leer, als würde die Zeit stehen bleiben.
Gleichzeitig versuchen wir alles nicht allzu tragisch zu sehen. Schließlich bietet die Selbstisolation auch viele Vorteile: Der ein oder andere rollt vielleicht seine Yogamatte wieder aus oder hat endlich Zeit, sich über Zukunftspläne Gedanken zu machen. Doch wenn man mal auf die verrückte Idee kommt, sich eine Pause von Corona News zu nehmen, hat man keine Chance. Überall ploppen Nachrichten auf. Selbst auf Spotify gibt es jetzt Corona Aktuell Podcasts. Die Corona freie Luft scheint ausgelöscht zu sein. Zu blöd nur, dass man auch die zum Atmen braucht. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich es schlecht finde, dass wir in den Medien über das Geschehen aufgeklärt werden. Im Gegenteil, ich finde es ganz großartig, dass auf vielen Plattformen Nachrichten verbreitet werden, dadurch wird Politik viel einfacher und greifbarer. Ich meine nur, dass es leider immer schwieriger wird, sich auch mal eine Auszeit von den ständigen Zahlen zu Corona zu nehmen.
Am schönsten zu beobachten ist wohl die Solidarität, die bei uns allen entstanden ist. So erledigen wir ganz fleißig Einkäufe für unsere Großeltern und obwohl der Kontakt zur Familie geringer ist, fühlen wir uns vielleicht näher als je zuvor. Das bringt uns zu der entscheidenden Frage, was nach Corona sein wird. Abgesehen von medizinischem und weltpolitischem Vorgehen, auf das wir wohl alle nur einen sehr geringen Einfluss haben, stellt sich die Frage, wie wir aus der Krise hervorgehen werden. Was für Menschen werden wir sein? Werden wir neue Eigenschaften erlangt haben? Sind wir jetzt vielleicht sportlicher, gebildeter, klarer oder vor allem solidarischer? Fühlt sich der Besuch bei den Großeltern dann vielleicht viel einfacher an? Und sorgt das Überstehen des social distancings vielleicht für viel engere Freundschaften als je zuvor? Nun, all diese Fragen, können wir noch nicht beantworten, aber lasst uns doch alle so gut wie möglich versuchen, uns diese Neugier zu behalten. Die Neugier auf das Danach.
Julia Sophie Hack, 9d
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